|
Stand und Größe
Die auf der zweiten Kuppe eines vom Zeidner Berg sich gegen Süden bei Alt-Tohan erstreckenden Höhenzuges erbaute, jetzt nur in einigen Überresten erkennbare Schwarzburg ist wohl gleichzeitig oder bald nach der Kreuzburg bei Tartlau und der Marienburger Befestigung entstanden.
Die Mauertrümmer der Burg erheben sich stellenweise noch zwei Meter hoch. Einzelne Teile der Grundmauer sind mit dem aus dem Boden aufragenden Kalkfelsen zu einem Ganzen verbunden. Zugehauene Felsstücke erscheinen wie die Trümmer basteiartig vorgeschobenen Türme.
Die Länge der Schwarzburg betrug wohl dreihundert Schritt; die Breite war geringer, fünfzig Schritt, da die Bergkuppe , auf der sie stand, zu beiden Seiten steil abfällt. Nur das geübte Auge findet die Grundlinien der Burg. Heute stehen Buchen auf ihrem Bereich; Moos überwuchert die Steinfugen der Mauerreste, und Tollkirschen und Haselsträucher bilden zwischen den höheren Bäumen das Untergehölz. Über die Kuppe, von der das Auge in die Bergtäler des rumänischen Dorfes Holbav mit seinen verstreuten Gehöften hineinblickt, streicht scharfer Luftzug dahin. Eine Wiese, über die der Weg zu den Burgtrümmer empor führt, heißt heute "Burgau".
Bedeutung und Bestand der Schwarzburg
Die Schwarzburg scheint eine von den Burgen der deutschen Ritter gewesen zu sein, die sofort, trotz des Verbotes durch König Andreas II., das nur hölzerne Burgen zuließ, mit Steinen ausgeführt wurde. Dafür spricht die Verbindung der Mauer mit dem Bergfelsen und der Umstand, dass sie in allen über sie erhaltenen Nachrichten zu den festesten Burgen des Burzenlandes gezählt wird. Sie konnte von den Mongolen bei ihrem ersten Einfalle 1241-42 und den späteren 1278 und 1285 nicht eingenommen und zerstört werden.
Die Schwarzburg bestand und hatte ihre Bedeutung demnach durch das ganze Jahrhundert, ich vermute, bis zum Mongolensturm 1335, da später von ihr keine Rede mehr ist.
Aus diesem Jahre, in dem die Mongolen außer Kronstadt und der Rosenauer Burg das ganze Burzenland zerstörten, melden die "Zeidner Denkwürdigkeiten" trocken: "Anno 1335 legten die Tataren den ganzen Markt in Asche."
Wem gehörte nach der Vertreibung der deutschen Ritter die Schwarzburg?
Nach einer in den "Blätter für Geist, Gemüt und Vaterlandskunde" aus dem Jahre 1837 und auch in den Siebenbürgischen Sagen von Müller veröffentlichten Nachricht wurde die Schwarzburg wie die Heldenburg bei Krizbach nach den Abzug der deutschen Ritter von Kastellanen verwaltet, die sich widerrechtlich eine der Burzenländer Geistlichkeit gehörenden Zehnquart zu ihrem Unterhalt aneigneten. Wie lange diese der Fall war, ist nirgends aufgezeichnet zu finden. Jedenfalls ist jedoch aus solchen Überlieferungen klar zu erkennen, dass die Schwarzburg nach der Vertreibung der deutschen Ritter aus dem Burzenland nicht Besitztum des Marktes Zeiden, also nicht Bauernburg, sondern Eigentum des Königs war.
Aus der Geschichte der Schwarzburg
Aus der Geschichte der Schwarzburg, die wohl, weil sie eben so fest gebaut war, manchem Kriegssturm, von dem keine näheren Nachricht auf uns gekommen sind, widerstand, sind zwei Ereignisse genau bekannt. Das eine ist die Beisetzung der Schwarzburg durch den Kronstädter Erbgräfen Salomon im Kriege gegen den, von den sächsischen Erbgräfen nicht anerkannten König Karl Robert.
Zwischen König Bela IV. und seinem Sohne Stefan, der später als König Stefan der Fünfte hieß, brachen 1267 Misshelligkeiten aus. Der König Bela hatte nämlich unkluger Weise seinen Sohn Stefan noch bei seiner Lebzeiten als Nachfolger krönen lassen und übergab ihm Siebenbürgen als Herzogtum. Bald jedoch war Stefan mit dieser Stellung nicht zufrieden und strebte nach höheren, seinem Vater gleicher Gewalt und gleichen Einkünften. Der Papst suchte zwischen Bela und Stefan zu vermitteln. Es gelang jedoch nicht, und bald standen sich beide mit den Waffen in der Hand feindlich gegenüber.
Das sächsische Volk nahm Partei für den König Bela IV., den Vater und rechtmäßigen gegenwärtigen König, einzelne seiner Großen aber wie der Erbgräfen Chiel, Sohn Erwins von Kelling, und Teel, der Sohn Ebels von Broos, unterstützten und kämpften für Herzog Stefan. In Ungarn kam es zwischen den Truppen Belas und Stefans zu einer Schlacht, in der Stefan besiegt wurde. Er floh in die Schwarzburg bei Zeiden.
Die Burg wurde von dem feindlichen Heere belagert und derart bedrängt, dass Stefan dem Burgkastellan von Hunyad Befehl senden musste, er möge ihm eiligst zu Hilfe kommen. Unter den Rettern des Herzogs Stefan waren nun eben auch die genannten sächsischen Erbgräfen Chiel und Tee mit ihren Mannen. Sie kämpften tapfer gegen den Feind, nahmen viele gefangen und ermöglichten einen von glücklichem Erfolg begleiteten Ausfall Stefans aus der Schwarzburg.
Dieser lohnte die Tapferkeit und Anhänglichkeit Chiels und Teels mit Verleihungen und Güter auf Komitatsboden.
Zu Beginn des 14. Jahrhunderts besetzte die Schwarzburg, wie erwähnt, im Kampfe gegen den König Karl Robert der Kronstädter Erbgräf Salomon.
Wie kam die Schwarzburg in den Besitz des Kronstädter Erbgräfen Salomon?
Dies geschah gewiss so: Als im Jahre 1301 mit Andreas III. das ungarische Königshaus der Arpaden ausstarb, waren die Parteien für den neuen, zu wählenden König geteilt. Unter mehreren Bewerbern ging 1308 Karl Robert, aus dem französischen Hause Anjou, als Sieger hervor und wurde König von Ungarn. Die Sachsen wollten aber den von Karl Robert zum Sachsengrafen eingesetzten, schon mißliebeigen, bisherigen Wojwoden von Siebenbürger, Thomas Farkas, nicht haben und griffen nach damaligen raschentschlossenen Art zu den Waffen. An ihrer Spitze stellte sich Gräf Henning von Petersdorf. In der Schlacht bei Reps 1324 erlagen wohl die Sachsen der Königsmacht, ihre Erhebung hatte jedoch den Erfolg, dass schon im nächsten Jahre Thomas Farkas nicht mehr Sachsenkomes war. Während dieser sächsischen Revolution besetzte Salomon von Kronstadt die Königsburg "Schwarzburg". Sie ist in seinem Besitz geblieben bis zum Jahre 1331, da sie Salomons Verwandte, Johann und Jakob, Söhne des Nikolaus Groß aus Rosenau, dem König Karl Robert übergaben
Wann wurde die Schwarzburg zerstört und warum haben sie die Zeidner nie selbst besetzt?
Da, wie bereits erwähnt, von der Schwarzburg nach dem im Jahre 1335, drei Jahre nach der Übergabe an Karl Robert, erfolgten Mongolen/Tataren-Einfall keine Rede mehr ist, mag sie wohl bei dieser Gelegenheit zerstört worden sein. Denn die Mongolen verwüsteten damals, außer Kronstadt und die Rosenauer Burg alles im Burzenlande und auch die bei Rosenau am Burzenfluß gelegene Erdenburg.
Weil nun nach dem Bisherigen die Schwarzburg nie eine Burg der Gemeinde Zeiden gewesen ist, könnte man wohl fragen, ob nicht auch die Zeidner Landleute, eher noch als Gräf Salomon von Kronstadt, in Besitz hätten nehmen können. Zweifellos hatten sie es tun können, obgleich Zeiden selbst 1510 bloß 142 Wirte zählte. Viel natürlicher ist es aber, da es nie geschah, anzunehmen, dass sie für Zeidner an der Schwarzburg für ihren Schutz keine Interesse hatten, zunächst weil sie eben zu weit ablag. Dann besaßen sie wohl schon damals, wenn auch in unvollkommenem Zustande, eine andere Burg, ihre Kirchenburg, dass "Schloss", wie diese später auch heißt.
(Entnommen: Zeiden in Vergangenheit und Gegenwart von Pfarrer Johann Leonhardt, Zeiden 1912)
|
|