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Schakerak - Tschiokrak - ein tatarisches Wort
Erfahren und berichtet von Dr. Richard Reichart
Kaum hätte sich mir sonst ein Anlass geboten, über die Herkunft der Ortsbezeichnung „Tschiokrak“ nachzusinnen. Dass es geschah, kam so: Bei der Belagerung Sewastopols im Sommer 1942 fand meine Einheit in Baktschisserai, der alten Residenz der Tatarenkhane der Krim, Quartier. Das Städtchen liegt südwestlich Sewastopols und ist zweifellos die seltsamste Fürstenresidenz, die ich je sah...
Das Wasser in Baktschisserai schmeckt schlecht, ist warm, und viel gibt es nicht davon. Soldaten und Pferde brauchen Wasser, lagern, wenn möglich, in seiner Nähe. Ich fragte danach. Meine Tatarenfreunde sehen einander erst nachdenklich an, kommen dann langsam ins Gespräch, und ich entnehme der raschen, mir unverständlichen Wortfolge mehrmals den Ausdruck „Tschiokrak“. Höre ich recht? Gibt es doch in Kronstadt Siebenbürgens einen Ortsteil, der so heißt, genau wie im nahen Zeiden, -- hier mundartlich leicht abgewandelt in „Schakrak“ oder „Schakerak““. Ich erfahre, dass „Tschiokrak Quelle bedeutet, ein rein tatarisches Wort ist und –wie mir maßgeblich versichert wurde—keine Anlehnung an heute gesprochenes Türkisch findet. Eigenartiger Zusammenhang. Vermutung oder Aussage? Es müsste sowohl in Kronstadt als auch im Zeidner „Tschiokrak“ die Quelle fließen. In Kronstadt nimmt hier der Graftbach seinen Anfang und in Zeiden sprudelt ein kristallklares Wasser im „Schakrak“ zu Tal.
Als in vergangenen Jahrhunderten Tatarenherde durch die Karpatenpässe ins Burzenland drangen (es geschah oft) und die Burgtore von Stadt und Dörfern fielen, lohten des Abends Lagerfeuer tatarischer Krieger an den Trankstellen. Immer wieder rückten Nachzügler heran, vom langen Marsch müde und durstig geworden, und hatten alle dasselbe Wort bereit: „Tschiokrak“. Denn Soldaten und Pferde brauchen Wasser, und das Wasser in Siebenbürgen schmeckt gut und fließt rein durch die Zeiten—durch gute und schlechte. Und Völker kommen, stillen ihren Durst ein Weile und gehen. Zuweilen zeugt über Jahrhunderte ein Wort davon: „Tschiokrak“
(Ausschnittweise abgedruckt aus „Siebenbürgische Zeitung“ 2/1965)
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