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Lustige Stilblüten
Sächsisch gedacht

Gabriel Bathory in Zeiden

Die Regierungszeit Gabriel Bathorys (1608-1613) ist die trübste der siebenbürgischen Geschichte. Der junge Fürst, der mit 18 Jahren die Herrschaft in Siebenbürgen antrat, war begabt, dabei "zügellos und von maßlosem Stolz und Ehrgeiz beherrscht". Die Sachsen hasste er, weil sie nicht gewillt waren, seine kühne Unternehmungen zu unterstützen.

Aus Rache überfällt er 1610 Hermannstadt und lässt es durch seine Truppen plündern und die sächsische Bevölkerung misshandeln. Kronstadt, mit seinem Stadtrichter Michael Weiß an der Spitze, stellte sich ihm entgegen, als er Einlass wünscht. Daraufhin fällt Bathory 1611 ins Burzenland ein und wütet fürchterlich: die Bevölkerung von Wolkendorf wird bis auf wenige Menschen ausgerottet. Der Chronist Michael Seybriger schreibt darüber :

... Unter dieser Zeit hat das Bathory Volk grausam gehauset hier im Burzenland, welches die Türken selbst mit Verwunderung angesehen haben und groß Mitleiden mit uns armen Theischen (Deutschen) gehabt haben. Auf diesmal sein die armen (Wol)kendörfer mit Weib und Kinder in ihre Festung angesteckt und verbrennt, (aus)genommen etliche wenige, die aus dem Fenster gar kummerlich sein davon (kom)men.

Als bald darauf Bathory an Michael Weiß einen ultimativen Brief richtet und ihn auffordert, die Stadt zu übergeben, antwortet der Stadtrichter ihm mutig und entschlossen. Dieser Brief, datiert auf den 27. Januar 1612, ist uns überliefert_:

"An Gabriel Bathory, Fürsten Siebenbürgens, meinen ehemaligen Oberherrn. Eurer Durchlaucht wünsche ich in allen göttlichen und dem Wohle des Vaterlandes nicht widerstreitenden Angelegenheiten Gutes und empfehle meinen Dienst!
Wenn Horaz wahr und richtig sagt: "Virtus est vitium fugere, et sapientia prima stultitia caruisse", (etwa: "Tugend ist es, das Laster zu fliehen, und erste Weisheit, sich der Torheit zu enthalten), so behaupte auch ich wahr und recht, dass ich Eurer Durchlaucht ein nützlicher und guter Diener gewesen bin. Wie leicht hätte ich Euch schaden können, damals, als Eurer oberster Rat Herr Johann Imreffi Euch vernichten wollte, und es ihm ein Kleines gewesen wäre, Euer Durchlaucht zum Tode zu bringen. Durch Euere Grausamkeit und maßlose Gewalttätigkeit aber hat sich Euer Durchlaucht die Stadt entfremdet und ich verhehle nicht, dass ich mich offen bemühe, Euer fürstliche Gnaden zu schaden, wo ich kann, sintemal ich der Stadt gehöre und nicht mir selbst.
Nun ist es aber sonnenklar geworden, mein Fürst", dass Ihr meiner Nation und meinem Volksstamm die Freiheit rauben wollt und meine Stadt ins Verderben zu stürzen beabsichtigt. Daher bitte und flehe ich denn, Euere fürstliche Gnaden geruhen, von Fogarasch umzukehren und nicht zu Ihrem eigenen Schaden und Spott herüberzukommen. Gott weiß es und auch Euere Gnaden werden es, wenn Sie herkommen, selbst erfahren, dass Sie hier nichts ausrichten. Behalte Eure Durchlaucht sich Ihr Heer für andere Notwendigkeiten. Wenn unserer Vertrauensleute von der Hohen Pforte und aus dem Reich heimkommen, kann es sein, dass wir wieder Euer Durchlaucht gehören unter ehrenvollen Bedingungen für beide Teile.
Unsere Geduld, mein Fürst, hat sich in Wut verwandelt. Mit Euerer Gewalttätigkeit habt Ihr uns kühn gemacht. Wir haben mehr Leute als Ihr. Unsere Pferde sind besser als die Eurigen. Rüstzeug und Waffen haben wir mehr. Unsere Kraft ist nicht gering. Sprecht ein Wort für die Herstellung des Friedens und der Freiheit, und Ihr erreicht mehr. Ohne Kraft ist der Zorn nichtig, und wozu Du die Kraft besitzest, das erstrebe. Niemand kann sich etwas nehmen, es sei ihm denn von Gott gegeben. Wollen Ew. Fürstliche Gnaden diesem allem entgegentun, so können wir nichts dafür. Wir aber müssen uns an das halten, was uns Gott und die Natur vorschreibt.
Dein Glück, mein Fürst, fasse fest, es ist schlüpfrig. Halte Lust und Vergnügen im Zügel, so wird es leicht zu regieren sein. Wo kein Scham, keine Gerechtigkeit, keine Gottesfurcht, keine Zucht und Ehrbarkeit ist, da ist das Reich schwankend."

Im Frühjahr 1612 rückten die Truppen Bathorys, durch den Zeidner Wald kommens, wieder ins Burzenland ein und stehen am 23. März in Zeiden. Friedrich Reimesch schildert die Eroberung der Zeidner Kirchenburg:

Als der böse Fürst Gabriel Bathory Hermannstadt vernichtet hatte und nun auch Kronstadt zu Grunde richten wollte, kam er durch Fogarasch über den Perschaner Höhenzug nach Zeiden. Die Zeidner hatten sich rechtzeitig in ihre feste Kirchenburg geflüchtet und verteidigten sie. Michael Weiß, der berühmte Kronstädter Stadtrichter, hatte ihnen 32 Krieger zu Hilfe geschickt. Der Fürst beschoss die Burg zwei Tage lang ohne viel Erfolg. Dabei wurde auch die große Glocke auf dem Burgturm zerschossen.

Da bot der Fürst den Zeidnern Frieden an, denn er wollte sich nicht lange aufhalten. Er ließ ihnen sagen: Wenn sie die Burg freiwillig übergeben wollten, so würde er ihr Leben und ihr Eigentum schonen. Die Kronstädter rieten den Zeidner ab, dem Fürst zu trauen, er habe sein Wort schon oft gebrochen. Die meisten Zeidner aber waren der gefährlichen Belagerung müde und versprachen dem Fürsten, die Burg zu übergeben, wenn er auch den 32 Kronstädter nichts tun wolle. Bathory versprach es und ließ die Kronstädter auch ungehindert abziehen. Er besetzte die Burg mit seinen Soldaten. Aber der Fürst hielt sein Wort "wie der Hund das Fasten", denn er ließ nicht alle Frauen und Mädchen aus der Burg nachhause. In der Nähe von Weidenbach wurden die 32 Kronstädter von den Reitern des Fürstengefangen genommen. Sie erinnern den Fürsten, er habe ja auch ihnen freien Abzug versprochen. Doch gab er ihnen die boshafte Antwort, er habe nur versprochen, ihnen nichts zu tun. Er selbst wolle ihnen auch nichts tun, doch ließ er sie auf dem Weg nach Rosenau, gegen sein heiliges Versprechen, auf die grausamste Weise pfählen.

Um jedoch auch ihre Seele zu verderben, versprach er all denen, die bei der Spießung ihrer Landsleute mithelfen, das Leben zu schenken. Keiner wollte diese schmachvolle Tat begehen. Nachdem aber einige schon auf den Spieß gezogen worden waren und die grässlichsten Schmerzen erleiden mussten, wurde einer der 32 32 irrsinnig und half mit, seine Genossen zu pfählen. Der Bedauernswürdige wusste gar nicht , was er eigentlich getan hatte und ging, nachdem er von Bathory freigelassen worden war, ganz sorglos nach Kronstadt, wo er dann von den Kronstädtern hingerichtet wurde.

Das Heer zieht darauf nach Weidenbach, wo ihm die Burg ebenfalls übergeben wird, wie tags darauf auch die Neustädter. Die Rosenauer ergeben sich erst nach 8 Tagen Kampf. Nachdem schließlich auch die Törzburg in seinem Besitz ist, herrscht Bathory über das ganze Burzenland, denn die Gemeinden des Unterlandes hatten ihm vorher schon notgedrungen gehuldigt. Allein Kronstadt bietet ihm noch die Stirn.

Nach kurzer Zeit erheben sich die Honigberger mit Hilfe der Kronstädter wider den Fürsten und werfen seine Krieger aus der Burg. Er kann sie nicht mehr wieder bezwingen und zieht am 10. April aus dem Burzenland ab, in den anderen Kirchenburgen seine Besatzung zurücklassend. Anfang August werfen die tapferen Honigberger die Bathory`schen aus der Brenndörfer Burg und am 29. August nehmen auch die Zeidner ihr Kastell wieder in Besitz. Wir zitieren wieder Reimesch:

Als die Zeidner von der Treulosigkeit Gabriel Bathorys und von dem schrecklichen Tod ihrer Freunde hörten, waren sie voll Trauer und bedauerten, dass sie dem bösen Fürsten geglaubt hatten. Sie mussten hinfort von den Kronstädter viel Schmach und Schande erdulden, weil sie so leichtgläubig gewesen und die 32 Kronstädter ohne rechte Sicherheit gleichsam ausgeliefert hatten.

Die Besatzung der Burg machten was sie wollten. Waren die Söldner hungrig, so trieben sie die schönsten und fettesten Ochsen in die Burg und schlachteten sie. Nichts war vor ihnen sicher. Wohl versuchten die Zeidner , sich wieder in Besitz der Burg zu setzen, doch sie hatten ihre Burg zu gut mit hohen Mauern und tiefen Schanzen verwahrt, so dass ihre Angriffe stets vergeblich blieben.

Da dachte ein kluger Zeidner, THOMAS GÖBBEL mit Namen, wie er die Burg wieder mit List gewinnen könne. Er füllte zwei große Weinkannen mit dem Besten wein und ging mit ihnen an dem Burgtor vorbei. Die Wächter hielten ihn an, nahmen ihm den Wein hohnlachend weg und tranken ihn. Göbbel stellte sich sehr zornig, denn er wollte den Wein zu einer Kindtaufe tragen. Nun holte er zum zweiten Mal, tat diesmal aber ein Schlafmittel in den Wein und verstellte sich, als wolle er das Basteientor umkrümmen. Die Wächter aber lauerten auf ihn, liefen ihm nach und nahmen ihm den Wein mit großem Jubel wieder ab. Kaum aber hatten sie ihn in Eile getrunken, als einer nach dem anderen einschlief und wie tot hinfiel. Ha kamen Göbbels Helfer von allen Seiten rasch herbei und fesselten die Wächter. Die sich wehrten, wurden niedergeschlagen oder ins Gefängnis geworfen. So waren denn die Zeidner wieder im Besitz ihrer Burg

Michael Weiß, der Stadtrichter von Kronstadt, war darüber sehr erfreut und ehrte den tapferen Thomas Göbbel, indem er am 20. Mai 1612 befahl: "der ehrbare Thomas Göbbel, der sich so tapfer gehalten, dass er nicht nur viele Feind erledigt, sondern auch die Zeidner Kirchenburg frei gemacht und endlich in die Hände gekriegt hat, ist der Besteuernis befreit und enthoben worden, also dass er und seine männlichen Kinder die Zeit seines und Ihres Lebens des bürgerlichen Zinses zu Zeiden sollen überhoben und frei sein.

Die ist Geschehen, dass die ihre freien Dienste unverdrossen dem gemeinen Nutzen zu gut beweisen, ihn ihrem löblichen Tun desto freudiger fortfahren, und dass auch andere, die etwas träger sind, desto mehr und mehr angereizet würden, etwas Nützliches und Männliches zu tun."



Nummer 15 / 1961 : Nummer 19 / 1963: